Artikel aus dem «Landbote» Winterthur vom Juni 2021
Jackie’s zwölfjähriger Sohn hat Zöliakie und darf die meisten gängigen Getreidesorten nicht essen. «Es ist manchmal wirklich hart, mitanzusehen, auf was er alles verzichten muss». Die Familie wohne gegenüber einer Bäckerei, doch seit der Diagnose habe ihr Sohn keinen Fuss mehr hineingesetzt. Die zehnjährige Tochter hingegen muss sich nicht einschränken.
Glutenfreie Produkte gebe es bei Grosshändlern meistens nur klinisch abgepackt und mit vielen Zusatzstoffen versehen oder dann gefroren aus dem Onlinehandel. Verschiedene Bäckereien hätten zwar mittlerweile einzelne glutenfreie Backwaren im Angebot, doch so richtig frei nach Herzenslust auswählen könne man auch dort nicht.
Die leidenschaftliche Hobbybäckerin nimmt die Sache deshalb selbst in die Hand. Im Herbst soll die erste komplett gluten- und laktosefreie Bäckerei der Ostschweiz an der Sulzerallee 73 in Neuhegi eröffnen. Sie will mit einem Sortiment von acht bis zehn Broten inklusive Zopf, Süssem wie Nussstangen und Spitzbuben, sowie salzigen Apérogebäcken starten: «Alles frisch vor Ort durch uns produziert.» Statt Weizen- oder Dinkelmehl verwendet sie Mischungen aus Reis-, Mais- oder Leinsamenmehl und kreiert ihre eigenen Rezepte.
Zu Beginn wird die Bäckerei nur samstags geöffnet sein. Kundinnen und Kunden können online vorbestellen – «So können wir besser abschätzen, wie viel wir produzieren müssen» –, aber auch spontan vorbeischauen. Sie will den Laden mit einer Kollegin betreiben und später allenfalls Personal aufstocken. «Wir sind ein Start-up, und es ist eine Herausforderung. Aber ich möchte, dass die Augen von Leuten mit Zöliakie oder anderen Glutenunverträglichkeiten so aufleuchten wie die meines Sohnes, wenn er einfach auswählen kann, auf was er gerade Lust hat.»